Sprechstunde e-health: Zur ePA für alle und KI in der Zahnarztpraxis
Dampsoft stellt sich regelmäßig den aktuellen Fragen zur Telematikinfrastruktur und Digitalisierung. Aktuell: Das BMG verkündete kürzlich, „ePA für alle”, was heißt das für Zahnarztpraxen und Softwarehersteller? Außerdem: Wie steht Dampsoft zu KI in der Zahnarztpraxis? Wir fragen unseren Experten Dr. Andrej Teterin. Er hat sich für uns auf der DMEA 2023 umgeschaut und berichtet über die Entwicklungen auf dem Markt der digitalen Gesundheitsversorgung.
Ist Dampsoft auf die „ePA für alle“ vorbereitet? Was kommt auf Zahnarztpraxen und Patienten zu?
Gemäß der neuen Digitalisierungsstrategie des BMG kommt die „ePA für alle“. Und sowieso wird alles digital. Die Frage ist nur, wann und wie. Wir haben den Eindruck, dass die gematik bemüht ist, die Hersteller der Primärsysteme – wie Dampsoft mit der Praxisverwaltungssoftware DS-Win – früher und enger in die Konzeption mit einzubeziehen. Das ist ein Fortschritt. Die Dampsoft-Kunden können sich darauf verlassen, dass wir die Perspektive der Zahnarztpraxen mit Nachdruck einbringen werden. Wir haben die Hoffnung, dass man praxistaugliche Spezifikationen rausbringt und den Anbietern genügend Zeit gibt, diese zu entwickeln, zu testen und an die Praxen zu kommunizieren. Ob dies wirklich gelingt, das wird man sehen. Zugleich ist klar, dass wir unserer Linie treu bleiben und die Praxen so früh wie möglich über die künftigen Änderungen und die damit verbundenen Konsequenzen für deren Arbeitsvorgänge informieren werden. Damit ausreichend Zeit bleibt, um diese Veränderungen zu verstehen, ihren Mehrwert zu erkennen und die Abläufe in der Praxis einzurichten bzw. umzustellen.
Außer der Idee „ePA für alle“ ist bislang noch nicht klar, wie und wann welche Daten automatisch in die ePA hochgeladen werden sollen, bleibt noch abzuwarten, was das konkret bedeutet. Vielleicht wird der sehnsüchtig erwartete Referentenentwurf zum neuen Digitalisierungsgesetz die eine oder andere Frage beantworten.
Ende April fand die DMEA – Messe und Kongress für die digitale Gesundheitsversorgung – statt. Wie war die Stimmung, was gibt´s Neues?
Die alljährliche DMEA in Berlin ist neben der IDS wohl die nationale Messe, bei der wir uns als Softwareunternehmen die meisten Anregungen holen. Warum? Die erstmalige Teilnahme von Google und Amazon unter den Ausstellern zeigte, dass der deutsche Gesundheitsmarkt mit über 80 Millionen Patienten und einem dreistelligen Milliarden-Volumen ein attraktiver Markt auf der Anbieterseite von digitalen Gesundheitsdienstleistungen wird. Die DMEA wandelt sich aus meiner Sicht immer mehr zu einer Digital Health-Messe, auf der sich etablierte Unternehmen und viele Start-ups tummeln. Zugleich ist die DMEA eher eine B2B-Messe, also ohne Endkunden, will sagen: Dort sind kaum (Zahn-) Arztpraxen unterwegs.
Was wir mitgenommen haben: Die Telematikinfrastruktur wird mit digitalen Identitäten und TI as a Service in Zukunft deutlich komfortabler werden. Der gematik werden noch mehr Kompetenzen zugesprochen und man hat glücklicherweise erkannt, dass die Digitalisierungsideen nur mit den Anbietern der Praxisverwaltungssysteme zusammen umgesetzt werden. Sonst landen wir dort, wo wir zuletzt beim eRezept waren: Praxisuntaugliche Anforderungen hemmen oder verhindern die Markteinführung neuer Anwendungen. Moderne Technologien müssen der Versorgung helfen, die Nutzerakzeptanz muss im Mittelpunkt stehen und nicht Projektpläne, die am Reißbrett entworfen wurden.
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde – spätestens seit der Einführung von ChatGPT. Wie denkt Dampsoft über das Thema nach?
Gerne möchte ich mit einer Gegenfrage kontern: Wann haben Sie zuletzt einen Straßenatlas aus Papier für die Planung Ihrer Urlaubsfahrt mit dem privaten PKW genutzt? Ich persönlich kann mich noch gut erinnern, wie ich früher als jugendlicher Beifahrer neben meinem Vater die Atlanten gewälzt und versucht habe, ihm auf unbekanntem Terrain die richtige Abfahrt auf der Autobahn zu zeigen. Das Beispiel zeigt, wie die voranschreitende Digitalisierung unser Leben verändert und neue Technologien, die insbesondere die Verarbeitung großer Datenmengen besser als ein einzelner Mensch beherrschen, neuen Komfort bieten und das Leben erleichtern. Es zeigt aber auch: Ganz ausschalten darf man seinen Kopf nicht, oder haben Sie nicht auch schon mal vom Navi auf der Autobahn gesagt bekommen: „Bitte wenden!“?
Wir haben schon 2020 mit Analyse Now als erster Z-PVS-Anbieter in Deutschland ein erstes KI-gestütztes Tool auf den Markt gebracht, mit dem Kieferorthopäden FRS-Analysen in Sekundenschnelle machen können. Dieses Jahr präsentieren wir ein weiteres Tool mit der Athena-App, das Zahnarztpraxen bei der frühzeitigen Karieserkennung unterstützen kann. Warum machen wir das? Weil wir davon ausgehen, dass im hektischen Praxisalltag einzelne Befunde durchaus übersehen werden könnten. Mittels Künstlicher Intelligenz kann man die Sicherheit für eine zuverlässige Diagnostik steigern und sich als Zahnarzt eine unabhängige Zweitmeinung holen. Zugleich schafft man beim Patienten mehr Verständnis und Vertrauen, weil man zeigen kann, dass ein unabhängiges System, das mittels mehrerer tausend Bilder trainiert wurde, ebenfalls Anomalien und Auffälligkeiten erkennen kann. Solche Systeme steigern am Ende die Behandlungsqualität.
Kurzum: Wir glauben, dass KI-Systeme – bei zuverlässigem Training der neuronalen Netze und kluger Regulierung mit Augenmaß – die medizinische Versorgung in Zukunft verbessern können. Klar ist auch, KI muss den Menschen dienen, eine unkontrollierte Nutzung muss man verhindern.
Hier geht’s zur letzten Ausgabe der „Sprechstunde e-health“: Laufzeitverlängerung oder Cloudlösung – wohin mit den Konnektoren?
Gastautor und Leiter des Produktmanagements Dr. Andrej Teterin
Dr. Andrej Teterin ist als Geschäftsbereichsleiter des Produktmanagements und e-health bei Dampsoft unser Experte in Sachen Telematikinfrastruktur. Regelmäßig beantwortet er Fragen und kommentiert die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, besonders im Bereich der Zahnmedizin.