Interview mit Dr. Verena Freier zu Praxisfinanzen
Wir fühlen Praxisgründern auf den Zahn und fragen nach, womit sie sich auseinandersetzen müssen. Heute: Praxisfinanzen. Im Studium eher stiefmütterlich behandelt – in der Praxis die Grundlage für das Unternehmen „eigene Praxis“. Wir sprachen mit der Zahnärztin Dr. Verena Freier über ihre Erfahrungen, worauf es ankommt, welche Herausforderung das betriebswirtschaftliche Zahlenwerk an sie stellt und was sie Kollegen und künftigen Praxisinhabern empfiehlt.
Dr. Freier, wie viel Betriebswirt sollte bei der Praxisgründung in einem Zahnarzt stecken? Oder anders: Sind Sie ein Zahlenmensch?
Wenn ich ein totaler Zahlenmensch wäre, hätte ich wohl BWL studiert. Trotzdem habe ich mir immer Gedanken über meine Zahlen gemacht: Wie funktioniert eine Finanzierung, was bedeuten Umsatz und Gewinn usw.? Als Zahnmedizinerin bin ich zahlenaffin. Das Thema ist komplex. Ohne Unterstützung schafft man es nicht. Ich hatte das Glück, dass meine Schwester Wirtschaftsprüferin und mein Schwager Banker ist, das war eine große Hilfe.
Wie haben Sie sich in Sachen Zahlen auf die Existenzgründung vorbereitet?
Anfangs habe ich als angestellte Zahnärztin kaum etwas davon mitbekommen. Die Aufgabe, einen Businessplan zu schreiben, war eine Herausforderung. Zur Planung meiner Selbstständigkeit bekam ich ein Stipendium für den Lehrgang „Betriebswirt der Zahnmedizin“. Da habe ich gelernt, wie eine Praxis wirtschaftlich funktioniert. Aber insgesamt braucht man heutzutage schon Beratung, um wirklich durchzusteigen und einen sicheren Plan aufzustellen.
Wie kommen Existenzgründer überhaupt an Zahlen und Vergleichswerte?
In der Regel erfährt man als Angestellte keine Praxiszahlen. Deshalb habe ich versucht, bestimmte Leistungskennzahlen selbst zu ermitteln: Was leiste ich in welcher Zeit? Was setze ich damit um? So konnte ich grundlegend sehen, was meine Arbeit wert ist und wie viel ich erwirtschaften kann. Das war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt.
Wie waren die ersten fünf Jahre? Ist Ihr Businessplan aufgegangen?
Durch die ersten fünf Jahre bin ich gut durchgekommen, ohne dass ich nachfinanzieren musste. Es hat mir geholfen, dass ich immer konservativ gerechnet und bescheiden geplant habe. Ich wusste: Eine Neugründung ist erst mal hart. Deshalb habe ich die ersten Jahre im Businessplan eher schlecht als gut berechnet. Damit bin ich gut gefahren, denn – toi, toi, toi – ich habe es bisher geschafft, nie in den roten Zahlen zu landen. Ich habe klein angefangen mit einer Teilzeitkraft für Prophylaxe und Assistenz. Meine Mutter hat anfangs bei der Anmeldung geholfen. Zwei Monate später kam noch eine Vollzeitkraft dazu und dann sind wir langsam gewachsen. Heute gibt es auch eine weitere Zahnärztin. Ich habe mich immer gefreut, wenn wir unsere Ziele erreicht oder Pläne sogar übertroffen haben. So wusste ich immer: Ich bin auf der sicheren Seite.
Wie läuft es heute, haben Sie Unterstützung beim Controlling?
Ich habe einen Steuerberater, der auf Zahnarztpraxen spezialisiert ist, und mich neben Steuern bei vielen Fragen berät. Eine Zahnarztpraxis ist ein kleines Unternehmen. Ohne Unterstützung geht es nicht. Aber ich versuche bei Buchhaltung und Controlling auch viel selbst zu machen, denn ich möchte wissen, was in meiner Praxis passiert. Genau das würde ich auch Praxisgründern raten: Selbst wenn ihr Partner und Spezialisten für Zahlen an eurer Seite habt, beschäftigt euch mit eurem Unternehmen Zahnarztpraxis, hinterfragt und versucht, es zu verstehen!
Worauf sollten sich Praxisgründer besonders konzentrieren?
Meine persönlich größte Empfehlung ist: Immer auf dem Teppich bleiben. Was auch immer mir von Banken und Depots angeboten wird, ich bin es, die das alles wieder erwirtschaften muss – und kein anderer. Da sollte man realistisch rechnen: Was will ich am Ende verdienen? Und was kann ich leisten, um das Ganze am Laufen zu halten?
Woran haben Sie nie gespart?
An der Digitalisierung, sowohl für das Praxismanagement als auch für die Behandlung. Bei jeder Anschaffung überlege ich: Bringt das meine Praxis voran? Für mich waren das immer Dinge, die mir bei meiner Arbeit helfen, weniger, ob ich beispielsweise Designer-Bürostühle habe. Eine Praxisverwaltungssoftware braucht man, das ist keine Frage. Für mich war immer wichtig, dass ich ein System habe, das erprobt ist, das funktioniert, viel kann und mich effizient bei meiner Arbeit als Zahnmedizinerin unterstützt.
Frau Dr. Freier, herzlichen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit!
Dr. Verena Freier ist Zahnärztin aus Bad Soden am Taunus. Nach ihrer Assistenzzeit arbeitete sie als angestellte Zahnärztin. 2015 gründete sie ihre eigene Praxis und navigiert diese zielsicher durch die Zeiten. Erfahren Sie noch mehr über Dr. Verena Freier und ihre Leidenschaft für ästhetische und digitale Zahnmedizin in einem weiteren Interview!
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