Sprechstunde e-health: Konnektor 2.0? Und Neues zum EBZ
Dampsoft stellt sich regelmäßig den aktuellen Fragen der Telematikinfrastruktur (TI) und sucht Antworten. Heute: Immer wieder Ärger mit den TI-Konnektoren – was ist dran und wie reagiert Dampsoft? Wir wagen einen kritischen Blick auf alte, aber gediente Technologien, denn auch sie tragen einen Anteil am Großprojekt „TI“. Und: Wie laufen die Vorbereitungen zum elektronischen Beantragungs- und Genehmigungsverfahren für Zahnärzte (kurz EBZ)? Erfahren Sie, was das ist, was es insbesondere Zahnarztpraxen bringt, wann es los geht und vieles mehr!
Unsicher, unzuverlässig und zu alt? Der Frust mit den TI-Konnektoren ist groß. Wie reagiert Dampsoft auf die aktuellen Unsicherheiten mit dem TI-Konnektor?
Aus Kundensicht ist ein gewisser Frust nachvollziehbar. Richtig ist, dass die TI-Technik bisweilen noch etwas wackelig ist oder nicht dem aktuellen technologischen Fortschritt genügt. Wir hören leider von vielen Zahnarztpraxen, dass der Konnektor immer mal wieder ausfällt oder das Kartenterminal neu gestartet werden muss. Das hält den Praxisbetrieb auf – das kostet Zeit, Geld und Nerven. Die technischen Probleme rühren auch daher, dass die TI 1.0 auf Spezifikationen beruht, die teilweise vor vielen Jahren entwickelt wurden.
Lassen Sie uns dennoch auch auf das große Ganze schauen! Die Einführung der Telematik-Infrastruktur ist das größte IT-Projekt in Europa. Ähnlich wie andere „Großbaustellen“ in Deutschland hat es sich durch nicht-fristgerechte oder überteuerte Fertigstellung einen Namen gemacht. Im Kern geht es aber um etwas Fundamentales, was es so flächendeckend kein zweites Mal auf der Welt gibt: Wir schaffen mit der TI in Deutschland einen neuen „Digitalen Vertrauensraum“, in dem 80 Millionen Menschen sicher und zuverlässig – das heißt unter Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht – mit ihrer Ärztin oder Ihrem Zahnarzt kommunizieren und Daten austauschen können. Das hat in der Form und in dem Ausmaß noch kein Land der Welt gestemmt, abgesehen von kleineren Ländern wie im Baltikum oder in Österreich, die aber anders als hier organisiert sind. Seit Bismarck ist das deutsche Gesundheitswesen weltweit Vorreiter, was Zugänglichkeit und Verfügbarkeit von medizinischer Versorgung für Jedermann angeht. Über mehr als 100 Jahre hat sich ein korporatistisches System herausgebildet, das zurecht stetig nach einem Gleichgewicht von unterschiedlichen Interessen der zahlreichen Beteiligten streben muss. Das muss man bei so einem öffentlichen Großprojekt immer bedenken.
Kommen neue Konnektoren mit der TI 2.0?
Wir alle kennen die modernen Software- und Hardwarelösungen aus dem privaten Bereich wie beispielsweise kontaktloses Bezahlen mit dem Smartphone. Nun muss es darum gehen, diese leistungsfähigen Lösungen schnellstmöglich in unser Gesundheitswesen zu holen. Wir brauchen moderne, datenschutzkonforme – und vor allem komfortable und bequeme – technische Lösungen, die dazu führen, dass Ärzte und Zahnärztinnen wieder mehr Zeit für ihre Patienten haben. Das plant die gematik mit der TI 2.0 und an solchen Lösungen arbeitet auch Dampsoft mit Hochdruck. Bleiben Sie gespannt!
Noch ein Satz zum aktuellen Fall der „Secunet-Konnektoren“: Hier dürfte man wieder erleichtert aufatmen. Die gematik hat in einer Mitteilung ausgeführt, dass keine Datenschutzverletzung stattgefunden habe und die Konnektoren auch weiterhin ohne Einschränkung bestimmungsgemäß verwendet werden können. Das ist gut zu wissen. Was man daraus lernen kann: Es lohnt sich, sachlich und lösungsorientiert mit Schwachstellen und Problemen umzugehen. Angesichts der globalen Lage können wir froh und dankbar sein, in einer Gesellschaft leben zu dürfen, in der wir uns angstfrei und kritisch zu allen Themen äußern können. Nur in einer offenen Gesellschaft kann man den technologischen Fortschritt für die Menschen nutzbar machen.
Das elektronische Beantragungs- und Genehmigungsverfahren (kurz: EBZ) soll im Sommer 2022 starten. Was ist das genau?
Aktuell werden die Heil- und Kostenpläne (HKP) noch auf Papier ausgedruckt. Ab Sommer 2022 soll dies in ein elektronisches Verfahren überführt werden. Zukünftig wird es möglich sein, direkt aus dem Praxisverwaltungssystem über die TI einen elektronischen Antrag an die Krankenkasse zu versenden und die Antwort von dieser zu empfangen. Die vielleicht wichtigste prozessuale Änderung: Bis dato erstellt die Praxis den Plan und gibt dem Patienten den Plan mit. Der Patient selbst schickt den Plan per Post an seine Kasse. Die Kasse prüft und schickt die Antwort an den Patienten. In Zukunft wird der Plan digital aus dem PVS direkt an die Kasse geschickt; die Kasse prüft, genehmigt oder lehnt ab und schickt die Antwort dann zurück an die Zahnarztpraxis.
Die Idee dahinter: Die Kostenträger wollen die Beantragungsverfahren vereinheitlichen und (teil-)automatisieren. Was bringt das? Die Patienten und Praxen müssen nicht mehr lange auf eine Antwort warten. Stattdessen ist – gerade bei einfachen Plänen – mit einer deutlich zügigeren Genehmigung zu rechnen. Patienten könnten demzufolge schneller versorgt werden. Positiver Nebeneffekt: Jedes Jahr werden deutschlandweit mehrere Millionen Pläne aufgestellt, eingereicht und verarbeitet. Mit der Digitalisierung dieser Vorgänge können Tonnen an Papier für ausgedruckte Pläne und Briefumschläge eingespart werden.
Jede Zahnarztpraxis erstellt durchschnittlich circa einen Plan pro Tag. Gemeinsam mit unseren Kunden halten wir EBZ für das – mit großem Abstand – aktuell spannendste Thema im Rahmen der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung. Insofern sind wir sehr froh, dass viele Kunden die Vorteile des neuen Verfahrens für Praxen und Patienten sehen und nutzbar machen wollen.
Wie laufen die Vorbereitungen zum EBZ bei Dampsoft?
Dampsoft hat bereits 2021 mit Hochdruck und einem eigenen Team die entsprechenden internen Konzeptionierungen und Entwicklungen vorangetrieben. Wir testen seit mehreren Monaten mit einigen ausgewählten Krankenkassen sehr intensiv den Datenaustausch für viele unterschiedliche Konstellationen. Seit einigen Wochen testen wir EBZ auch mit ersten Pilotpraxen im Rahmen der Regelversorgung. Dabei lernen alle dazu und versuchen, einen Großteil der Kinderkrankheiten zu identifizieren und zu heilen. Mal so zur Einordnung: Der eAU-Versand ist ein Kinderspiel im Vergleich zum EBZ-Verfahren, weil jeder Mensch anders ist und die Praxen das Thema Planung und Beantragung gemäß Bundesmantelvertrag unterschiedlich gehandhabt haben.
Damit EBZ den größtmöglichen gesamtgesellschaftlichen Nutzen erzeugt, wäre es sehr wünschenswert, ja zwingend erforderlich, dass alle Krankenkassen das Verfahren beherrschen – und zwar nicht erst zum Marktstart. Bisher haben – Stand heute – nur 15 von 97 Kassen die Voraussetzungen geschaffen, um in der aktuellen Pilotphase mitzumachen. Mit Verlaub – das ist viel zu wenig für einen flächendeckenden Einsatz!
Klar ist auch, wir brauchen eine schrittweise Einführung in der Praxis. Es braucht Zeit, bis jahrzehntelang gewohnte Prozesse nach und nach in den Praxen umgestellt werden. Dafür machen wir uns stark. Wir brauchen eine versorgungsorientierte Digitalisierung mit Augenmaß, eine überhastete Einführung, wie zuletzt bei der PA-Richtlinie im Herbst 2021, ist wenig zielführend.
Hier geht’s zur letzten Ausgabe der „Sprechstunde e-health“: Zum Strategiewechsel der gematik.
Gastautor und Leiter des Produktmanagements Dr. Andrej Teterin
Dr. Andrej Teterin ist als Geschäftsbereichsleiter des Produktmanagements und e-health bei Dampsoft unser Experte in Sachen Telematikinfrastruktur. Regelmäßig beantwortet er Fragen und kommentiert die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, besonders im Bereich der Zahnmedizin.