Eine Zahnarztpraxis neu gründen: So kann es gehen
Die Zahnärztin Dr. Antonia Kachel gründete ihre eigene Zahnarztpraxis am Rande Berlins. Das war 2021, mitten in der Corona-Pandemie, was aber dank guter und langer Vorbereitung kein Hindernis war. In unserem Gastbeitrag erzählt sie von ihrem Weg in die Selbstständigkeit und welchen Herausforderungen sie sich stellen muss, um eine erfolgreiche Zahnarztpraxis zu führen.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt
Ich wusste schon nach den ersten Wochen in meiner Assistenzzeit, dass ich eines Tages eine eigene Praxis führen werde. Es hat dann noch eine Weile gedauert, aber ich bin froh, dass ich mir dafür die notwendige Zeit genommen habe. In meinen ersten Berufsjahren habe ich immer nach Praxen gesucht, die ein interessantes Konzept verfolgten, das mich ansprach und das ich kennenlernen wollte. Daher habe ich mich nie auf ausgeschriebene Stellen, sondern immer eigeninitiativ beworben. Außerdem habe ich meine Zeit – auch die freie – dafür genutzt, mich kontinuierlich fortzubilden und denen über die Schultern zu schauen, die ihre Arbeit in meinen Augen richtig und gut machten.
Probieren geht über studieren
Da ich zunächst überzeugt war, eine Praxisübernahme sei für mich das Richtige, bin ich viel gereist und habe mir letztendlich mehr als 30 Zahnarztpraxen angesehen, die zu einer Übergabe bereit waren. Eine gute Lage, Räumlichkeiten, in denen sich meine Patienten und mein Team wohl fühlen sollten, sowie eine moderne und digitale Praxisausstattung waren mir wichtig. Obwohl es sicherlich von Vorteil gewesen wäre, eine bestehende Praxis und somit einen bereits vorhandenen Patientenstamm zu übernehmen, habe ich mich letztendlich dazu entschieden, von Grund auf eine Zahnarztpraxis neu zu gründen. Heute kann ich sagen: All meine Erfahrungen und Erlebnisse haben dazu beigetragen, dass ich mich zu diesem Schritt entschieden und ihn auch gewagt habe.
Was ich mir lieber erspart hätte
Im Nachhinein gab es Praxen, die ich mir angeschaut habe, bei denen ich mir vorher mehr Informationen gewünscht hätte, da ich schon in dem Moment, als ich die Praxis betrat, wusste, die wird es wohl nicht sein. Aber auch das war keine verschwendete Zeit oder Mühe, denn genau das gehörte eben auch für mich dazu, um Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln – und wenn es nur dafür gut war, um zusehen, wie will ich es nicht machen. Aber es gab auch ein bis zwei Praxen, die ich gerne übernommen hätte, wo alles passte, in die ich schon gedanklich eingezogen war, aber: das Los zog ein anderer Mitbewerber. Das sind zunächst frustrierende Erfahrungen, die man sich hätte sparen können – andererseits hätte ich heute nicht mein Glück in meiner eigenen Praxis gefunden.
Als es auf einmal ernst wurde
Die Räumlichkeiten für meine eigene Praxis fand ich über eine Kleinanzeige. Eine ehemalige Produktionsstätte in Teltow am Rande Berlins, aber genau da hatte ich eine klare Vision: Hier entsteht meine Praxis – „Die Zahnremise“ – und die mache ich so, wie ich sie mir vorstelle. Heute habe ich hier vier Behandlungszimmer und weitere kleine Räume für Labor, Personalaufenthalt, Büro und Lager. Da ich mitten in der Corona-Pandemie gegründet habe, gab es während der Bauphase einige Herausforderungen zu meistern. Aber am Ende stand alles rechtzeitig und perfekt zum geplanten Eröffnungstermin. Den Praxisablauf haben wir eine Woche lang mit Familie und Freunden auf dem Behandlungsstuhl getestet. Den Tipp hatte ich von einem Freund. Das war gut, um Abläufe schon mal zu proben und festzustellen, was noch fehlte. Den ersten Monat waren wir – dank der guten Internetpräsenz und Möglichkeit zur Online-Terminbuchung – bereits voll ausgebucht.
Work-Life-What? Licht und Schatten der Selbstständigkeit
Unsere Eröffnung war ein Riesenerfolg und es läuft bis heute. Wir konnten viele zufriedene und treue Patienten gewinnen. Darauf bin ich sehr stolz. Aber durch die viele Arbeit, die dafür nötig ist, bleibt oftmals nicht viel Zeit für andere Lebensbereiche. „Work“ und „Life“ – Praxis und Privatleben – im Gleichgewicht zu halten, das ist für mich bis heute die größte Herausforderung in der Selbstständigkeit. Daran kann und muss man arbeiten.
Teamwork makes the dream work
Die gute Nachricht: Sein eigener Chef und – nicht zuletzt – auch der eines guten und erfolgreichen Teams zu sein, das kann man lernen. Mein größter Wunsch war es immer, eine Praxis zu haben, in der jeder miteinander arbeiten, aber auch feiern kann. Es ist eine ständige Herausforderung, das Team mit seinen unterschiedlichen Persönlichkeiten und deren Fähigkeiten anzuleiten und aufeinander abzustimmen. Auch die eigene Führungspersönlichkeit muss sich entwickeln. Doch das schönste Gefühl ist es, jeden Tag zur Arbeit zu gehen und zu erleben, dass man die Atmosphäre, in der man arbeitet, selbst erschaffen hat.
Ein Fazit und mein Tipp für Praxisgründer
Nutzt jede Gelegenheit, ob in der Assistenzzeit oder als angestellter Zahnarzt für Fortbildungen und Hospitationen. Schaut euch viele Praxen an – ob bei Instagram oder vor Ort – und vergleicht diese miteinander nach objektiven wie subjektiven Kriterien. Überlegt euch, ob ihr in die Fußstapfen eines erfahrenen Kollegen steigen oder ob ihr lieber euren ganz eigenen Traum von einer Zahnarztpraxis verwirklichen wollt. Beides hat Vor- und Nachteile, hängt aber letztendlich von eurer eigenen Persönlichkeit ab. Schafft euch ein Netzwerk aus Vertrauten, Beratern und Partnern für jede Frage und Lebenslage. Und am Ende heißt es: Wer weiß, was er will, der wagt und gewinnt.
Gastautorin und Zahnärztin Dr. Antonia Kachel
Dr. Antonia Kachel, geb. Steuber, studierte von 2006 bis 2011 Zahnmedizin an der Universität Göttingen. Schon in der Assistenzzeit träumte sie von einer eigenen Praxis, nahm sich aber die Zeit, um wertvolle Erfahrungen und weiteres Fachwissen zu sammeln, bis sich 2021 die Chance in Teltow (bei Berlin) ergab, eine Zahnarztpraxis neu zu gründen. Auf Instagram kann man ihre Gründungsgeschichte von einst bis heute mitverfolgen.
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