Laufzeitverlängerung oder Cloudlösung – wohin mit den Konnektoren?
Dampsoft stellt sich regelmäßig den aktuellen Fragen zur Telematikinfrastruktur und sucht Antworten. Aktuell: Wie sieht die Zukunft der TI-Konnektoren aus? Und: Wie steht es um die Vision von der digitalen Zahnarztpraxis und wie positioniert sich Dampsoft? Das fragen wir unseren TI-Experten Dr. Andrej Teterin.
Der Bundesgesundheitsminister forderte jüngst „statt Konnektoren, eher Clouds“. Was bedeutet das für die Digitalisierung der Dentalbranche?
Auf der „Digital Health Conference“ des Digitalverbands Bitkom im November 2022 „wies er auf Chancen und Potenziale von Clouds, mobilen Anwendungen und Einbindung von Smartphones für die Digitalisierung des Gesundheitswesens hin“ (Vgl. Heise Online). Wir freuen uns, dass Prof. Dr. Karl Lauterbach, der wahrlich keinen einfachen Job hat, um unser solidarisches Gesundheitssystem dauerhaft finanzierbar und zukunftsfähig zu machen, sich so deutlich und positiv zum Thema „TI-Konnektor in der Cloud“ positioniert hat. Es bestärkt uns in der Haltung, dass es sowohl aus volkswirtschaftlicher und gesamtgesellschaftlicher Perspektive sowie aus Sicht der einzelnen Arzt- und Zahnarztpraxis sinnvoll und zeitgemäß ist, vom bisherigen Hardware-Konnektor auf ein zeitgemäßes Software-Paket umzusteigen. Wie viele Ressourcen für mehr als 100.000 Arztpraxen nötig wären, um alle Konnektoren gegen neue Geräte auszutauschen, wollen wir uns nicht ausmalen. Es wäre nahezu grotesk und ist nicht mehr zeitgemäß, Geräte mit eingebautem Ablaufdatum anzubieten und auszuliefern. Das kann kaum jemand nachvollziehen, erst recht nicht in Zeiten, in denen man über nachhaltige Konzepte zum natürlichen Erhalt unseres Planeten als lebenswerten Raum für unsere Kinder und Kindeskinder nachdenkt. Intelligente Software, die aus der Ferne angebracht, installiert, gewartet und für künftige Neuentwicklungen auf- und nachgerüstet werden kann, halten wir für den besseren Weg. Deshalb ermutigen wir alle Leistungserbringer im Gesundheitswesen, diesen Weg in Richtung TI 2.0 und TI-Gateway zu gehen, sich gleich für eine sichere und ausgereifte TI-Cloud-Lösung zu entscheiden.
Die mittlerweile angekündigte Laufzeitverlängerung der Hardware-Konnektoren durch ein Softwareupdate (Vgl. zm-online) vermeidet leider nur auf absehbare Zeit den „Edelschrott“ und hat zur Folge, dass die Kunden keine Gewährleistung mehr für die Geräte erhalten. Sofern der Konnektor dann doch ausfallen sollte, muss sich die Praxis selbstständig um den Austausch kümmern und gegebenenfalls doch auf eine Cloud-Lösung umstellen. Der wesentliche Vorteil dieser Lösung ist, dass Updates und Störungen im Rechenzentrum – ohne das Zutun der Praxismitarbeiter oder eines Technikers – erledigt werden und somit für noch mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit sorgen kann.
Dampsoft setzt in Zukunft auf den TI-Konnektor in der Cloud
Wir haben schon vor über einem halben Jahr damit begonnen, den ersten Praxen mit unserem Produkt e-connect den Anschluss an die Telematikinfrastruktur zu ermöglichen. Mittlerweile nutzt eine dreistellige Anzahl an Praxen aus ganz Deutschland diesen Service – und es werden täglich mehr. Was uns ebenfalls zuversichtlich stimmt: Wir haben Praxen mit verschiedenen Praxisverwaltungssystemen erfolgreich in die TI-Cloud gebracht. Das Produkt funktioniert also nicht nur mit unserem DS-Win, sondern auch mit Systemen anderer Anbieter. Damit wird e-connect auch den gesundheitspolitischen Anforderungen an die Interoperabilität gerecht. Wir sind froh, dass mit dem neuen §322a SGB V des kürzlich beschlossenen Krankenhauspflegeentlastungsgesetzes (KHPflEG) die diskriminierungsfreie Einbindung aller TI-Dienste sichergestellt ist. So hat der Gesetzgeber gute Voraussetzungen geschaffen, damit sich die neuen Dienste für den Zugang zur TI auch schnell durchsetzen werden.
Übrigens: Wir verzichten bei e-connect auf den klassischen Vertriebsweg und wickeln alles papierlos über unseren Online-Shop ab. Auch das gehört zur Nachhaltigkeit.
Wie weit ist die „digitale Zahnarztpraxis“ in Wirklichkeit schon und was muss noch passieren?
An den Beispielen von EBZ und eRezept kann man sehen, wie groß die Spannbreite bei der Einführung neuer Softwarelösungen sein kann: Während das EBZ schon nach wenigen Monaten in den Zahnarztpraxen angekommen ist, erleben wir beim eRezept einen herben Dämpfer, da die Einführung quasi gestoppt wurde. Alltagstaugliche Prozesse müssen mühsam nachentwickelt werden, bevor es in den Massenrollout gehen kann. Das Fazit sollte heißen: Wer erfolgreich digitalisieren möchte, sollte frühzeitig die Nutzer fragen und sich erst anschließend Spezifikationen überlegen. Ansonsten zäumt man das Pferd von hinten auf, und die praktischen Standardprozesse müssen den theoretischen Spezifikationen angepasst werden. Dass das nicht immer funktioniert, ist nicht verwunderlich.
In 2022 konnten wir beobachten, dass viele Softwarelösungen auf den Markt gekommen sind, die Praxen dabei helfen, manuellen Aufwand einzusparen. Auch unsere Kundenbefragungen zeigen, dass immer mehr Zahnärzte sich gerne durch digitale Assistenz- und Kommunikationssysteme unterstützen lassen wollen, sei es durch Online-Terminmanagement, KI-gestützte Diagnostik oder bei der digitalen Abrechnung. Dahinter steckt das Bedürfnis, dass Ärzte wie Patienten gemeinsam Schritt halten wollen mit den technologischen Entwicklungen, die wir als Otto Normalverbraucher aus allen möglichen Lebensbereichen bereits kennen und selbstverständlich nutzen.
Die Praxisverwaltungssoftware im Zentrum der Datenströme
Zur Wahrheit gehört aber auch: Die vielen digitalen Insellösungen in den Arzt- und Zahnarztpraxen sprechen (noch) nicht miteinander und viele Ärzte verzweifeln daran, dass die zusätzliche Software nicht miteinander kompatibel sind und an vielen Stellen doch Doppeleingaben nötig sind. Vor diesem Hintergrund denken wir die digitale Zahnarztpraxis weiter und sehen die Praxisverwaltungssoftware im Zentrum aller Datenströme – als zentrale Plattform, an die sich alle Subsysteme bzw. Ergänzungslösungen anschließen müssen. Wir wollen diesen Plattform- und Assistenzgedanken weiter voranbringen und gehen dazu die nächsten Schritte. So werden wir in Zukunft weitere Softwarelösungen durch autorisierte, stabile Schnittstellen an unsere Praxissoftware anbinden und so das Leben vieler Zahnärzte, ihres Personals und ihrer Patienten erleichtern.
Hier geht’s zur letzten Ausgabe der „Sprechstunde e-health“: Kommt jetzt Bewegung in den Konnektorenstreit?
Gastautor und Leiter des Produktmanagements Dr. Andrej Teterin
Dr. Andrej Teterin ist als Geschäftsbereichsleiter des Produktmanagements und e-health bei Dampsoft unser Experte in Sachen Telematikinfrastruktur. Regelmäßig beantwortet er Fragen und kommentiert die aktuellen Entwicklungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen, besonders im Bereich der Zahnmedizin.