Drei Wege zur eigenen Zahnarztpraxis
Selbstständig als Zahnarzt arbeiten. Ist das Ihr Traum? Dann können Sie grundsätzlich zwischen drei Wegen zur eigenen Praxis wählen. Die Übernahme ist derzeit – vor Neugründung oder Einstieg in eine bestehende Praxis – die beliebteste Form der Niederlassung. Erfahren Sie von unserem Gastautor und Steuerexperten Prof. Dr. Bischoff, was eine Praxisübernahme ausmacht und worin die Vor- und Nachteile bestehen.
Die klassische Übernahme: Der Praxiskauf
Zurzeit stehen auf dem Zahnärztemarkt in Deutschland sehr viele Praxen zum Verkauf und die Übernahme ist die am meisten verbreitete Niederlassungsform. Eine Praxisübernahme bietet insbesondere den Vorteil, dass alles schon da ist, was ein Neugründer sich sonst mühsam aufbauen muss: Praxisstrukturen, Personal und Patientenstamm. Damit verringert sich das unternehmerische Risiko und es können von Anfang an Einnahmen erwirtschaftet werden.
So der Idealfall. Doch wenn ein Praxisabgeber beispielsweise noch sehr papierlastig arbeitet, die Behandlungseinheiten veraltet sind und die Einrichtung nicht mehr der Zeit entspricht, können sich die vorgenannten Vorteile schnell ins Gegenteil umkehren. Dann besteht die Kunst darin, das rechte finanzielle Maß bei den Investitionen in Technik und Praxiseinrichtungen zu finden, um die Praxis profitabel weiterführen zu können.
Auch bei der Finanzierung bietet die Übernahme Vorteile gegenüber einer Neugründung. Denn das durchschnittliche Finanzierungsvolumen fällt meist geringer aus. Außerdem liegen der Bank Einnahmen- und Kostenstruktur der zu übernehmenden Praxis vor, so dass sie die zu erwartende Ertrags- und Tilgungsfähigkeit Ihrer Praxis viel besser einschätzen kann.
Ein niedriger Kaufpreis allein sollte aber nie ausschlaggebend für Ihre Kaufentscheidung sein, denn nicht selten entpuppt sich das vermeintliche Schnäppchen als Problempraxis. Oft sind bei solchen Praxen die Behandlungsräume ungünstig geschnitten oder das zu übernehmende Personal erweist sich als nicht besonders leistungsfähig. Auch kann das Patientenpotenzial sich als zu gering erweisen oder die Konkurrenzsituation in der Umgebung ist erdrückend. Der günstige Preis beruht dann auf einer unterdurchschnittlichen Ertragslage; das Entwicklungspotenzial ist also gering.
Tipp: Hinterfragen Sie die Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) des Praxisabgebers kritisch!
Als Übernehmer gehen Sie mit anderen finanziellen und persönlichen Voraussetzungen als der Abgeber an den Praxiskauf heran. Eine identische Weiterführung der übernommenen Praxis ist unwahrscheinlich. Finden Sie heraus, welche Chancen und Risiken die Zahlen aus der BWA für Sie bieten. Stellen Sie sich hierfür folgende Fragen:
- Lässt sich der Patientenstamm weitgehend übernehmen?
- Kann das Honorarniveau des Abgebers auch vom Übernehmer zumindest aufrechterhalten werden?
- Hat der Übernehmer die gleiche Qualifikation wie der Abgeber?
- Ändern sich die Personalkosten, weil zum Beispiel Familienangehörige zu unangemessenen Konditionen Arbeiten übernommen haben?
- Ändern sich Miete und Mietnebenkosten?
Abschreibungen und Zinsen für die Finanzierung des Kaufpreises und der neuen Technik erhöhen die Kosten in jedem Fall!
Denken Sie daran, dass durch Zins und Tilgung des Gründerkredits weniger auf Ihrem Konto bleibt als beim Vorgänger.
Die sanfte Übernahme: Der Einstieg in eine bestehende Praxis
Eine alternative Gründungsform ist der Einstieg in die etablierte Praxis eines erfahrenen Kollegen, der noch einige Zeit beruflich tätig sein, aber den zeitlichen Umfang seiner Arbeit reduzieren möchten.
Wollen Sie Selbständigkeit und Familie optimal miteinander verbinden, könnte die Gründung einer Berufsausübungsgemeinschaft mit diesem Kollegen die Lösung sein. Sie zahlen dann entweder den Wert der halben Praxis als Kaufpreis oder legen das Geld in die Praxis für Investitionen in neue Technik ein. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind flexibel.
Für Sie ist das ein guter Weg, um in bewährten Praxisstrukturen allmählich in die Selbstständigkeit hineinzuwachsen und gleichzeitig Beruf und Familie zu verbinden, solange die Kinder klein sind. Ganz entscheidend bei diesem Modell: Die Chemie muss stimmen!
Für Visionäre: Die Neugründung
Wer ein innovatives Konzept umsetzen will oder eine starke Spezialisierung anstrebt, hat meist konkrete Vorstellungen zum Workflow, zur notwendigen Ausstattung, zur Patientenstruktur und wie die Praxisräume aussehen sollen. Da bringt es meist wenig, eine konventionelle Praxis zu übernehmen.
Welchen Weg schlagen Sie ein?
Die Wege zur eigenen Praxis sind so unterschiedlich wie die Gründerpersönlichkeiten selbst und deren beruflichen wie privaten Bedingungen. Unsere Checkliste für Praxisgründer liefert hierfür eine nützliche Starthilfe. Nutzen Sie hochwertige Informationsangebote wie die kostenlose Webinarreihe „Praxiswissen für Gründer“ von den Experten von Prof. Dr. Bischoff & Partner und stellen Sie Ihre Fragen.
Gemeinsam mit Dampsoft auf Erfolgskurs
Dampsoft bietet nicht nur schlaue Lösungen für das digitale Praxismanagement − von Anamnese und Aufklärung bis Verwaltung und Abrechnung, sondern auch wertvolle Unterstützung durch langjährige Erfahrung mit Praxisübernahmen und Neugründungen, persönlichen Ansprechpartnern, Events für Existenzgründer und einem starken Partnernetzwerk. Schon startklar? Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserem Newsletter für Existenzgründer!
Gastautor und Steuerexperte Prof. Dr. Bischoff
Professor Dr. Johannes Georg Bischoff ist geschäftsführender Mehrheitsgesellschafter der Unternehmensgruppe Prof. Dr. Bischoff & Partner. Er lehrte Controlling an der Bergischen Universität Wuppertal. Mit 140 Mitarbeitenden betreut das Unternehmen bundesweit mehr als 1.000 Zahnarztpraxen, Z-MVZ und Klinken in steuerlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen. Der in Ludwigshafen geborene Steuerberater lebt mit seiner Familie in Bergisch Gladbach und hat vier Kinder.